Weich im Moospolster eingebettet

Mahonie

Auch die Mahonie zeigt in Thüringen invasive Neigungen

Anfang 2014 fragte die grüne Thüringer Landtagsabgeordnete Jennifer Schubert den CDU-Umweltminister nach invasiven Pflanzen, etwa wie man die Gefahr der Ausbreitung in die freie Natur einschätze oder welche Kostenentwicklung für die Bekämpfung man erwarte. Kluge Fragen. Die Grünen waren damals noch Opposition.
2015 und eine Regierungsbeteiligung später zeichnet Anja Siegesmund (Grüne), inzwischen Umweltministerin, ein noch nicht existierendes Stadtbaumkonzept des Thüringer Institutes für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) mit dem Thüringer Umweltpreis aus. Macht 5.000 € und die Referenz, dass es ja gut sein muss, weil es ausgezeichnet wurde. Mehrere Mitarbeiter des privaten ThINK sind auch Mitglieder im Kreisverband Jena der Grünen. Mit ausgezeichnet wird die Pflanzempfehlung für allgemein als invasiv bekannte Arten wie Gemeine Robinie, Rot-Esche, Amerikanische Gleditschie oder Rot-Eiche. Die Robinie kam bei Schubert noch als Negativbeispiel vor. Mein Liebling im Konzept ist allerdings der Sachalin-Korkbaum, eingestuft mit „als Straßenbaum ungeeignet“. Er wird deshalb für größere Freiräume wie in den Eigenheimsiedlungen Fuchslöcher und Himmelreich vorgeschlagen – in nächster Nähe zur freien Natur. Auch er ist invasiv. Gute Startbedingungen.
Dabei wird immer wieder behauptet, auf invasive Arten könnte man unmöglich verzichten, weil sie die einzigen seien, die in hoch versiegelten, überhitzten und trockenen Innenstadtbereichen überleben könnten, auf dem Eichplatz zum Beispiel. Dort wachsen jede Menge Ahornblättrige Platanen, wie man sie auch in Südfrankreich an jedem Straßenrand findet, unter anderem auf der urbanen Hitzeinsel Marseille. Da ist es tatsächlich wärmer und trockener als bei uns, und die Platanen überstehen das. Warum müssen wir dann im Himmelreich Sachalin-Korkbäume auf die grüne Wiese pflanzen? Weil die Rathausgasse zu stark versiegelt ist?
Die Spezialisten des ThINK können sich auf die Unterstützung des Stadtentwicklungsdezernenten (Grüner) und der CDU/SPD/Grüne-Koalition verlassen. Die Abweichler aus CDU und SPD hat man inzwischen auf Kurs gebracht, damit sie nicht doch noch dem Piraten-Antrag zum Verzicht auf invasive Arten zustimmen. Sie verkündeten nach der Abstimmung, „zerrissen“ zu sein. Die Grünen muss keiner auf Kurs bringen: Stadtrat Heiko Knopf (Grüne) lobt überschwänglich die tolle Arbeit von Projektleiter Daniel Knopf (ThINK). Ist sicher nur ein Zufall, denn verwandt können die unmöglich sein. Da würde man sich ja schämen.
Nein, in Jena haben wir keinen Filz. Wir haben ein Moospolster. Das ist an sich zwar nicht invasiv, aber doch eine Bedrohung für die Jenaer Ökosysteme.

Über Heidrun Jänchen

Physikerin, Autorin von Fantasy und Science Fiction und als Mitglied der Bevölkerung engagierte und unangepasste Bürgerin
Dieser Beitrag wurde unter Biotope, Jena, Politik abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Weich im Moospolster eingebettet

  1. Hartmann schreibt:

    Eine Empfehlung für ne grüne Innenstadt wäre auch der Riesen-Bärenklau, RHJ. Die Herkulesstaude wurde 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. 😉

    • Heidrun Jänchen schreibt:

      Den habe ich selbst noch nicht gesehen, aber der Invasionsbiologe meines Vertrauens sagt, dass es ihn bereits in der Stadt gibt. Der Riesen-Bärenklau gehört zu den anerkannt problematischen Arten in Thüringen. Besonders gern wurde er übrigens als Bienenweide gepflanzt …

  2. Heidrun schreibt:

    Anscheinend mögen die Bienen ihn. Was nichts daran ändert, dass in diesem Fall selbst die verstocktesten Dezernenten zu den Waffen rufen dürften. Wenn das erste Kind mit Verätzungen ins Krankenhaus kommt, dann ist Schluss mit dusslig. Das verstehen sogar Grüne.

  3. Pingback: So geht grün - Franks SchreibBlog

Hinterlasse eine Antwort zu Heidrun Antwort abbrechen